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Lesepredigt zum 1. Weihnachtsfeiertag 2020

von Pfarrer Edgar Tuschy

Jesaja 52:

7 Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!
8 Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und rühmen miteinander; denn alle Augen werden es sehen, wenn der HERR nach Zion zurückkehrt.
9 Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.
10 Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.

Liebe Gemeinde!

Wie selten zuvor rücken wir am Weihnachtsfest 2020 mit unserer Gefühlslage in die Nähe jener, denen die Heilsansage des Jesaja als ersten galt. Zwar leben wir nicht in Trümmern, die kriegsbedingt entstanden sind, doch unser momentaner Zustand provoziert bei vielen einen ähnlichen Gemütszustand wie damals: Wo bekommen wir Hilfe und Hoffnung her?

So wird, damals wie heute, die Ausrufung der Heilsbotschaft auf zwiespältige Ohren getroffen sein, bzw. nun genauso dahin treffen. Die Frage war und ist berechtigt: Wie sollte man der Botschaft glauben, dass das Heil vor der Tür steht?

Die Eindrücke wirken unter diesen Umständen etwas gekünstelt, alles spricht dagegen: liebliche Füße, die von den Bergen herunter springen, mit einer frohen Botschaft im Gepäck. Angesichts der Lage vor Ort zu schön, um wahr zu sein. Die Trümmer der Stadt sollen jubeln und jauchzen. Das scheint etwas unpassend in jener Lage, die für gläubige Juden eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes bedeutet hatte: der Tempel, das Haus Gottes, war zerstört und damit verbunden die Überlegung aus der die Frage erwächst: Hat er sein Volk nun aufgegeben, war das sein Gericht, die Strafe für Nachlässigkeit im Glauben?

Vielleicht gibt es in diesen unseren Tagen, Menschen, die sich eine solche Frage auch für uns als Gemeinschaft ganz persönlich stellen. Wenn man gezwungen ist Weihnachten unter diesen Umständen zu feiern, ist das nicht eine Art Gericht? Strafe Gottes? Wird Gott noch irgendetwas mit uns zu tun haben wollen oder ist Gott sowieso nur ein Hirngespinst, der gar nicht helfen kann?

Wenn ihr mich fragt, dann würde ich sagen: ein Gericht ist es auf jeden Fall. Dass sich die Natur rächt, könnte ich mir irgendwie vorstellen. Ob es ein Gericht Gottes ist, das wage ich nicht zu sagen. Das weiß nur Gott allein. Was ich aber weiß ist, dass an Weihnachten uns in jedem Fall das Heil angesagt wird. Genauso wie denen damals in ihrer misslichen Situation möchte Gott auch unsere Augen wenden, weg von dem, was uns gefangen hält, was uns das Leben schwermacht, hin zu ihm und seiner Verheißung.

So heißt der Vers 9 in einer anderen Übersetzung: Brecht in Jubel aus, alle gemeinsam, ihr Trümmerreste Jerusalems,
denn getröstet hat Gott sein Volk, hat Jerusalem befreit.

Er hat getröstet? Als ob es alles schon vorbei, bereits schon Wirklichkeit wäre? Ist es nicht befremdlich? Ist es nicht ein etwas rosiges Bild der Zukunft? Die Versprechen, die Gott einst gegeben hat, sollen sich jetzt erfüllen. Gegen alle zerstörerischen Kräfte ist es beschlossene Sache, dass Gott nun seinen guten Willen durchsetzt und kein Winkel bleibt davon unberührt. Ab sofort wird er die trösten, die geweint haben.

Mit dem Kommen Gottes an Weihnachten ist die Sache klar: Gott ist bei uns. Gott ist bei uns, auch wenn wir es nicht immer spüren. Die Adventszeit ist eine Zeit, in der wir uns ganz bewusst auf das Kommen Gottes vorbereiten. Wir gehen in uns und suchen, wo noch irgendeine Schuld ist, die wir aus der Welt schaffen müssten, versuchen anderen zu helfen, weil wir wissen: An Weihnachten kommt Gott, zu uns.

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden!“ Das jedenfalls riefen die Engel den Hirten auf dem Felde zu, in jener aller ersten Weihnacht. Seitdem singen wir zwar „alle Jahre wieder, kommt das Christuskind“, aber glauben wir es überhaupt?

Wenn wir in dem Kind in der Krippe nur ein gewöhnliches Kind sehen, dass da geboren wird, dann mag einem Weihnachten als merkwürdige Sache vorkommen. Dann würde es nur darum gehen, sich gegenseitig zu beschenken. Dann wäre es bestenfalls eine nette Angelegenheit für unsere Kinder. Es geht um mehr. Es geht um Gottes Kommen zu uns.

Jesaja wusste damals sehr wohl um die tatsächliche Lage. Er sieht das Elend, er sieht den verstreuten, kümmerlichen Haufen seines Volkes. Doch das ist nicht alles! Der Prophet weiß auch um das, was Gott bereits an seinem Volk getan hat, wo er ihnen aus misslicher Lage geholfen hat. Was Gott einmal getan hat, das kann er auch ein zweites Mal tun und noch viel mehr!

Die Hoffnungen des Propheten sind also weder unbegründet noch unvernünftig. Er weiß, was bei Gott möglich ist. Deshalb gibt er sich nicht mit der traurigen und hoffnungslosen Lage ab. Denn es ist ihm klar: Die Rettung seines Volkes und sein Kommen eilist bei Gott beschlossene Sache und darum so gut wie sicher.

Das freilich hätte sich Jesaja nicht träumen lassen, dass Gott mit der Geburt Jesu Mensch wird. Damit hätte er nie gerechnet, dass Gott sich so tief beugt. Doch er hat es getan. Und weil Gott das getan hat brauchen wir unsere Hoffnung auch nicht wegwerfen. Wir dürfen von ihm alles erwarten. Wer selbst die Grenzen des Todes überwindet, wer eine solche Barmherzigkeit für uns aufscheinen lässt, der wird uns nicht im Stich lassen. Und so sehen wir in unseren Tagen gleichsam zwar auch unsere „Trümmerhaufen“, die Corona nach sich zieht mit allen menschlichen Tragödien und Hoffnungslosigkeit im Gefolge, doch es ist auch da beschlossene Sache Gottes, dass er das Hoffnungslicht entzündet hat.

So dürfen wir uns dieser Freudenbotschaft anvertrauen und in größter Dunkelheit dem Licht trauen.

Amen


Pfarrer Edgar Tuschy


 

Lese-Predigt zum 2. Weihnachtstag 2020

von Herrn Heinz Frankenberger

 

Liebe Leserin, lieber Leser!

Predigttext: Matthäus 2,13-18

13 Als die Weisen aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir‘s sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen.
14 Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten
15 und blieb dort bis nach dem Tod des Herodes, damit erfüllt wurde, was der durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen."
16 Als Herodes nun sah, dass er von den Weisen betrogen war, wurde er sehr zornig und schickte aus und ließ alle Kinder in Bethlehem töten und in der ganzen Gegend, die zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er von den Weisen genau erkundet hatte.
17 Da wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, der da spricht:

18 „In Rama hat man ein Geschrei gehört, viel Weinen und Wehklagen; Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen.“ Jer 31, 15

Die Weihnachtsgeschichte nach Matthäus hat eine Fortsetzung, nämlich das, was die frühe Christenheit auch zu erzählen für nötig hielt, wenn sie von der Geburt Jesu erzählte. Im gleichen Zusammenhang, fast im selben Atemzug mit der Geburt Jesu erzählt der Evangelist Matthäus:

- von Herodes, der dem Kindlein nach dem Leben trachtet,

- von dem Vater Joseph, der der Stimme Gottes gehorcht,

- von der Flucht nach Ägypten

- und vom Kindermord in Bethlehem.

Es sind keine schönen Geschichten. Aber in diesen Geschichten spiegelt sich etwas von den Grunderfahrungen des Glaubens. Es spiegelt sich etwas davon, wie unsere Welt mit diesem Kind umgeht, dessen Geburt wir jedes Jahr so schön feiern.

Da ist zunächst der König Herodes. Von den Geschichtsschreibern wird ihm Grausamkeit nachgesagt, und Ruinen von nächtigen Burgen zeugen heute noch seiner unstillbar großen Angst. Herodes hat Angst vor den eigenen Untertanen. Er hat Angst, weil er Macht hat. Er sieht in allen Menschen um sich her nur Rivalen, solche, die nach seiner Macht trachten. Solche, die ihm auf dieselbe Weise wegnehmen wollen, was er sich mit Mühe, Gewalt, List und Gemeinheit ergattert und zusammengetragen hat

Als Herodes merkt, dass ihn die Sterndeuter im Stich gelassen und überlistet haben, da kommt zu seiner Angst der Zorn des Hereingelegten, der Zorn des Betrogenen. Allein das Gerücht von einem Kind genügt ihm. Wenn er seiner nicht habhaft werden kann, dann müssen eben alle kleinen Kinder in Bethlehem weg. Herodes, das ist einer, für den der Zweck die Mittel heiligt. Bei ihm ist ständig Ausnahmezustand. Er ist ein Wolf und schätzt auch die anderen so ein. Deshalb ist für ihn nur die Frage, wer wem zuerst ans Leben geht - und da will er gern der Erste sein. Er schlägt lieber grausam zu, auch nur auf Verdacht.

Gewinnen wird, wer den anderen unterdrücken kann. Gewinnen kann, wer dem anderen die größte Angst einjagt. Er kann sich den Umgang mit Menschen nur zusammen mit Blutvergießen denken. Und darum ist er auch ständig auf der Hut, ständig hochgerüstet, immer bereit, als erster zuzuschlagen - seien es auch nur kleine Kinder. Herodes hat in seiner Angst vor eigenen Söhnen nicht Halt gemacht. So stimmt ihn auch hier ein Kind nicht milde.

- Ein Kind, das hat das Leben vor sich und auf seiner Seite.

- Ein Kind, das hat seine eigenen Gedanken und wird diese auch denken und aussprechen, zur Zeit und zur Unzeit.

- Ein Kind, daran knüpfen sich Hoffnungen. Hoffnungen, die einem Herodes nicht recht sein können,

Für Herodes ist es klar: Kinder müssen klein gehalten werden. Sie sind gefährlich. Vielleicht spüren Sie: Herodes ist kein Einzelfall. Dass man mit brutaler Gewalt Probleme und Konflikte lösen kann, das glauben viele auch heute.

Mit dem Kind, das in Bethlehem geboren wird, bekommen die Herodesleute Schwierigkeiten - auch heute noch.

Aber es wird nicht nur von Herodes erzählt, sondern auch von Joseph. Auch er ist ein erwachsener Mann wie Herodes. Aber er kann etwas, was einem Herodes abgeht. Joseph hört auf die Stimme seiner Träume. Er Iässt sich seine Pläne von einer Stimme im Traum durchkreuzen. Er kann merken, dass Gott mit ihm im Traum reden will. Und Joseph lässt sich auf einen Weg bringen, den er selbst sich nicht ausgesucht hatte. So wird er zum verlässlichen Gefährten der Maria und des Kindes.

13 Als sie aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dirund flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir's sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen.

Und Joseph hört und tut das Nötige.

14 Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten.

Josef ist der, der auf seine Träume hören kann und der sich von diesem Kind den Weg bestimmen lässt. Ich glaube, dass manches anders wäre in unserer Welt, wenn wir Leute wären wie Joseph. Wir haben ja Träume. Wir träumen davon, dass wir unseren Kindern eine Welt vererben, in der sie leben können und Zukunft haben. Wir träumen davon, dass das Zusammenleben in unserem Land zwischen den verschiedenen Herkünften und auch zwischen den Religionen zu guter Nachbarschaft werden könnte.

Wir träumen vom Frieden. Aber wir hören ja nicht auf unsere Träume, und wir lassen uns auch von den klaren Worten Jesu zum Thema Frieden nur selten bewegen.

Aber Joseph steht auf, mitten in der Nacht. Ohne zu zögern rettet er das Kind.

Flucht nach Ägypten heißt die Rettung, die Gott bereit hat. Für den, der die Bibel kennt, ist das sehr merkwürdig: Ägypten hat schon Abraham als Fluchtort gelockt, aber es ist ihm nicht gut bekommen. Jakob ist mit seinen Söhnen nach Ägypten gezogen, aber er hat die vollen Fleischtöpfe, er hat das Sattwerden, mit dem Preis der Knechtschaft bezahlt. Gott selbst musste Abraham und das Volk Israel aus Ägypten retten. Aber jetzt heißt es für Joseph: „Flieh nach Ägypten." Und Joseph tut das Mögliche.

Flucht, so heißt die Antwort, die Gott angesichts der Pläne des Herodes bereit hat. Damit hat Herodes nicht gerechnet. Er rechnet mit Harmlosigkeit - oder er rechnet mit Widerstand. Aber niemand fährt Herodes an den Hals. Das Kind, vor dem sich Herodes fürchtet, flieht.

Und doch wird alle Macht und Gewalt und jeder Herodes später dieses Kind fürchten. Nicht weil es zur Waffe greift. Jesus wird niemanden bedrohen. Aber wenn es darauf ankommt, wird dieses Kind nicht fliehen. Es wird lieber selber leiden und wird damit zur Hoffnung von ungezählten Leidenden und von ungezählten Flüchtlingen.

Deshalb muss Herodes damals und heute zittern:
Man kann Menschenrechte sehr lange vorenthalten und man kann Menschen unterdrücken und quälen.

Im sogenannten Dritten Reich dauerte es 12 Jahre.

In der DDR dauerte es 40 Jahre.

In vielen Teilen der Welt dauert es schon viel, viel Iänger.

Das ist nicht nur mein Traum: Auf die Dauer geht es nicht gut mit den Herodessen.

Gut geht es mit dem Kind - und mit der Hoffnung, die sich an das Kind knüpft.

Herodesse haben nicht das letzte Wort. Würden wir es ihnen lassen, wären wir verloren.
Wir Europäer werden es uns auch immer wieder sagen lassen müssen:

Gegen die Hoffnung auf Gerechtigkeit, gegen die Hoffnung auf den Gott, der mit Jesus auf die Seite der Bedrückten und der Flüchtlinge tritt, gegen den ist kein Kraut gewachsen.

ch die Stillhalteabkommen und das Tolerieren der Missachtung von Menschenrechten sind letztlich ein Irrtum. Das Kind flieht - aber es kommt wieder.

Die Legende erzählt:
Als das Kind auf der Flucht in die Wüste kam, da fing die Wüste an zu blühen.

Für mich ist das ein eindrückliches Bild. Die Wüste fängt an zu blühen, als das Kind flieht. Der heimatlose Christus, der Christus auf der Flucht, er macht die Wüste zur Heimat.

Der Christus, dessen Leben bedroht ist, schenkt Hoffnung und Leben. Im Zusammenhang mit der Geburt Jesu erzählen Matthäus und die frühe Christenheit auch von diesem Herodes. Aber die Geschichte erzählt einfach und stiftet so zur Hoffnung an.

Hoffnung auf das Kind,
Hoffnung auf Jesus von Nazareth.

Die Wüste fängt an zu blühen, da ist auf einmal Leben zu sehen!

 

Amen.

Heinz Frankenberger
Prädikant im Kirchenbezirk Mühlacker