Stegreifspiel:  An einem Sonntagmorgen in Ölbronn

Beschreibung des Spiels: Der Spielleiter wird eine Geschichte erzählen, in dem die Mitspieler verschiedene Rollen zugeteilt bekommen. Der Rest übernimmt die Rolle der Zuschauer und die Geräuschkulisse. Alle haben die Aufgabe sich nach der Erzählung des Spielleiters zu verhalten. Am Ende des Raumes sollte eine Art Bühne aufgebaut werden (es reicht eine Freifläche von ca. 2x4m) und die Zuschauer sitzen so, dass alle sehen können.


Mitspieler: 15 Personen

Vorhang: 2 Personen
letzter Hahn auf dem Mist
Wurm im Loch
Glocke 1,2,3 (3 Personen)
östliche Kirchturmuhr
westliche Kirchturmuhr
Schaukastendesignerin Claudia
Schaukasten
Mesnerin Monika
Pflanzexpertin Gerlinde
Achillea taygetea (Schafgarbe)
diensthabender Kirchengemeinderat Stefan

Requisiten:
3 Stühle um Bockleiter
Papierkorb (aus Kirche)
Henkelkorb mit Holzstäben
Gartenschlauch
Schriftenständer

Sonntags um 9.45 Uhr

Auf der Bühne steht die Holzbockleiter. Darauf mit dem Rücken zueinander die östliche und westliche Kirchturmuhr. Um die Leiter sind drei Holz-Stühle aufgestellt, auf denen die Glocken 1-3 stehen. Hinter der Leiter verborgen steht Pflanzexpertin Gerlinde mit dem Gartenschlauch. Etwas weiter weg steht der Schaukasten steif da, mit eng angelegten Armen, ein Plakat auf der Brust. Daneben kauert achilea taygetea. Außerdem vorhanden: Schriftenständer, Mikrofonständer.

Das Spiel beginnt. Der Vorhang öffnet sich (die „Vorhang-Spieler“halten ihre Arme breit zur Seite, so dass sie sich berühren und entfernen sich weit voneinander, so dass der Blick zur Bühne freigegeben wird.). Das Publikum tobt.

Samstagnacht in Ölbronn. Ein Gewitter ist aufgezogen. Der Donner grollt (alle trommeln mit Fäusten auf Biertische) immer lauter und näher. Ein Blitz (alle klatschen gleichzeitig in die Hände) schlägt neben der Kirche in den Boden ein (Schaukasten erzittert). Daraufhin gibt ein kleines, elektronisches Bauteil im Kirchturm seinen Geist auf.

Nach einem kräftigen Wolkenbruch (alle trommeln mit Fingern auf Tische) zieht das Gewitter weiter. Nur aus weiter Ferne grollt leise noch der Donner (Fäuste).

Eben kräht der letzte Hahn auf seinem Mist (kräht auf Mauer). Dann wendet er sich seinem Frühstück zu und zerrt einen Wurm aus seinem Loch (zieht Wurm auf dem Boden vor ihm am Arm). Die kleinste Glocke auf dem Kirchturm schlägt 3 mal (Glocke 1 auf Stuhl: bim, bim, bim). Die Zeiger der östlichen Kirchturmuhr stehen auf 9 Uhr 45 (Uhrzeiger östliche und westliche Uhr stehen Rücken an Rücken auf der Bockleiter, östliche Uhr zeigt 9.45). Die Zeiger der westlichen Uhr haben sich leider bei 8 Uhr 05 verklemmt.

Schaukastendesignerin Claudia kommt angeradelt (mit Fahrradklingel zwischen Biertischen durch), steigt ab und blickt gehetzt zur östlichen Kirchturmuhr. Die zeigt 9 Uhr 46 (zeigt es). Rasch öffnet sie die Schlösser am Schaukasten (schließt Schaukasten auf). Das Frontglas schwingt auf (gestreckte Arme heben sich rasch) und streift Claudias Nase (Au!). Gekonnt entfernt sie das alte Plakat, heftet sie ein neues an (klebt mit Klebestreifen Plakat schief auf Bauch des Schaukastens), schließt den Schaukasten wieder (Klappe zu, Schlüssel drehen) und wirft das alte Plakat zerknüllt in den Papierkorb der Sakristei.

Mit einem Henkelkorb voll Blumen und die Gartenschere schwenkend eilt Mesnerin Monika herbei. Erschrocken blickt sie zuerst auf den Papierkorb, dann auf Schaukastendesignerin Claudia: „Gell, des nimmsch aber nachher wieder mit!“

Um die Ecke des Kirchturms biegt Pflanzexpertin Gerlinde mit tropfendem Gartenschlauch. Mesnerin Monika fällt in Ohnmacht (alle: ohhhhhh...) und muss auf eine Kirchenbank gelegt werden (wird zwischen Publikum auf Bierbank gebettet).

Während Pflanzexpertin Gerlinde sich nun mit dem Schlauch liebevoll der durstigen achilea taygetea neben dem Schaukasten zuwendet, so dass diese aufseufzt (alle: ohhhh....) und sich kichernd streckt, eilt die Schaukastendesignerin Claudia den verlassenen Schnittblumen zu Hilfe und arrangiert sie kunstvoll auf dem Altar (Vase auf erstem Biertisch mit Holzstzäben bestücken).

Der diensthabende Kirchengemeinderat Stefan betritt von Westen die Kirche, wobei er einen Blick auf die westliche Kirchturmuhr wirft. Sie zeigt 8 Uhr 5. Er ordnet ruhig die Schriftenablage, prüft das Mikrofon und findet dann Mesnerin Monika auf der Kirchenbank, welcher er fürsorglich wieder auf die Beine hilft. Beruhigend weist er sie darauf hin, dass es auf der westlichen Uhr erst 8 Uhr 5 sei.

Pflanzexpertin Gerlinde wirft gerade einen Blick auf die östliche Turmuhr. Die zeigt 9 Uhr 59. Erschrocken kommt sie mit tropfendem Schlauch in die Kirche und spornt die anderen zu größerer Eile an. Mesnerin Monika fällt erneut in Ohnmacht (alle: ohhhhh....). Während alle anderen hektisch Lieder aufstecken, Abkündigungen richten, Bibel aufschlagen, Kerzen Anzünden, Gesangbücher austeilen und Gäste begrüßen schlägt die kleinste Glocke 4 mal (bim, bim , bim , bim), die mittlere Glocke schlägt 10 mal (bam, bam, bam...), die große Glocke ebenfalls (bum, bum bum....).

Dadurch erwacht Mesnerin Monika wieder und lauscht sofort angestrengt. Ein Strahlen geht über ihr Gesicht, als alle drei Glocken programmgemäß gleichzeitig mit dem zusammenläuten beginnen.

Verzweifelt drücken der diensthabende Kirchengemeinderat Stefan und Mesnerin Monika nacheinander alle Knöpfchen am Mesnerpult. Nichts geht mehr. Die komplette Elektronik versagt den Dienst. Kein Licht, kein Ton.

Nun kann nur noch der Pfarrer helfen, der jeden Moment mit der Organistin aus Kleinvillars ankommen müsste. Als es in der Sakristei rumpelt, atmen alle auf (alle: ahhhh....). Doch es ist nur Pflanzexpertin Gerlinde mit ihrem Gartenschlauch. Da kommt Schaukastendesignerin Claudia eine geniale Idee. Sie holt den Papierkorb aus der Sakristei, nimmt das zerknüllte Plakat heraus, lässt den Papierkorb von Pflanzexpertin Gerlinde mit Wasser füllen – woraufhin Mesnerin Monika in Ohnmacht fällt (alle: ohhhh....) -, stellt den gefüllten Papierkorb in die Mitte und faltet in aller Ruhe ein Papierschiffchen aus dem zerknüllten Plakat. Dann verkündet sie laut (s. Zettel):

„Wir feiern heute einen ganz besonderen Gottesdienst im Stuhlkreis und bei Kerzenschein. (Sie hält das Papierschiff über den Papierkorb.) Und zwar betrachten wir gemeinsam die Sturmstillung Jesu.“

Unter tosendem Applaus (alle) stimmen alle dieser neuen Gottesdienstform begeistert zu, während sich sanft der Vorhang zu unserem gemeinsamen Theaterstück wieder schließt.

 

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