Kleiner Führer durch die evangelische Kirche in Ölbronn
Die Kirche in Zahlen:
Turmhöhe: 37,75 Meter
Länge der Kirche: 24 Meter
Breite der Kirche. 12 Meter
Sitzplätze: 320
Einbau der jetzigen Orgel: 1963
Anzahl der Glocken: 3
Glocken läuten werktags um: 6, 11, 15, 18 Uhr
Die Kanzel
Die tulpenförmige Kanzel, ein wahrscheinlich aus dem Jahre 1610 stammendes Barockwerk, zeigt Bilder von David, Aaron und dem Gekreuzigten. Hinter der Kanzel ist ein alter Kanzelzugang zu erkennen, über dessen flachen Renaissancebogen zwischen den Initialen
V und S die Jahreszahl 1610 eingemeißelt ist. Der heutige Kanzelzugang wird von einem handgearbeiteten schmiedeeisernen Geländer gesäumt.
Der Altar
Der Sandsteinblock des altromanischen Altars erhielt bei der Innenrenovierung 1962/63 seine natürliche Farbe zurück.
Die Fenster
Die von Rudolf Yelin dem Älteren aus dem Jahr 1929 stammenden Glasbilder der Südfenster zeigen je paarweise die folgenden Szenen: Taufe Jesu durch Johannes den Täufer, Jesus bei Maria und Martha; Geburt Jesu, Flucht nach Ägypten; Heilung eines Blinden, Kreuzigung.
Der Rundbogen und die Sakristeitür
Bei dem Rundbogen aus rotem Sandstein an der Ostwand handelt es sich um einen alten romanischen Chorbogen, der im Verlauf der Innenrenovierung 1962/63 freigelegt wurde.
Innerhalb des Rundbogens wurde ein alter Schlußstein eingefügt, der die Hand Gottes darstellt, wie sie aus den Wolken herabzeigt.
Auf der Sakristeitür, die sich links an der Innenseite des Rundbogens anlehnt, wurden zwei alte Bilder freigelegt und erneuert: “Der gute Hirte” und “Der verborgene Mensch des Herzens”.
Gemälde
Die Gemälde an den Emporen stammen von dem Maler Johann Jakob Beillinger aus Winterthur aus dem Jahr 1748. Sie zeigen Geschichten aus dem Leben Jesu (Geburt, Darstellung im Tempel, Taufe, Abendmahl, Auferstehung, Himmelfahrt) sowie die Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas, Johannes.
Der Taufstein
Der achteckige, gotisch geformte Taufstein stammt aus dem Jahr 1577. Er trägt auf jedem der acht Felder ein Wappenschild, von denen eins über einer Rosette die Jahreszahl 1577 aufweist. Die Wappenbilder konnten bisher nicht eindeutig gedeutet und zugeordnet werden.
Inschriften über den Kirchentüren
Auf dem Schlußstein über dem westlichen Haupteingang steht: Soli deo gloria (allein Gott sei Ehre) Anno 1748.
1960 wurden die Schnitzereien oberhalb der Kirchentüren gestiftet:
“Suchet den Herrn, so werdet ihr leben.”
“Wartet, denn ihr wisset nicht, um welche Stunde euer Herr kommen wird.”
“Seid Täter des Wortes und nicht Hörer allein.”
Die Glocken
Das Geläut besteht aus 3 Glocken, die im Laufe der Geschichte mehrfach ausgetauscht werden mußten. 1695 wurde die älteste und kleinste Glocke angeschafft, 1782 die große.
Die mittlere Glocke wurde 1873 gegossen. Im 1. Weltkrieg mußten die beiden größeren Glocken abgeliefert werden, weil man die Bronze für Kriegszwecke brauchte. 1920 wurde ein völlig neues Geläut beschafft.
1939 sprang die kleine Glocke und wurde neu gegossen (Gewicht ca. 360 kg). Im zweiten Weltkrieg mußten wiederum die beiden größeren Glocken abgeliefert werden. Erst 1951 wurden nach aus finanziellen Gründen langen und schwierigen Verhandlungen die beiden Glocken durch Stahlgußglocken mit ca. 510 kg und 270 kg Gewicht ersetzt.
Inschrift der größeren Glocke:
Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade
1782 + 1920 + 1951
Inschrift der mittleren Glocke:
Christus ist unser Friede
1939 1945
39 Gefallenen 28 Vermißten zum Gedächtnis
Inschrift der kleineren Glocke:
Alles, was Odem hat, lobe den Herrn
Neu gegossen 1939 unter Mithilfe der bürgerlichen Gemeinde
Ein wenig Geschichte:
1244 | |
“Erlebrunnen”, das heutige Ölbronn, wird zum ersten Mal erwähnt. Der Ort wurde in diesem Jahr unter die geistliche Aufsicht des Klosters Maulbronn gestellt und von dort aus durch Mönche mit Wort und Sakrament versorgt. Der Abt hatte ebenfalls das Recht, von den Bauern den Zehnten zu nehmen. Erlebrunnen besaß noch keine Kirche oder Kapelle. | |
1468 | |
Es ist zum ersten Mal von einem eigenen Ölbronner Kirchlein die Rede, das dem Heiligen Antonius geweiht war. Es dürfte wohl schon vor 1400 bestanden haben, wie alte Weihekreuze auf der ältesten Putzschicht im Kircheninneren gezeigt haben. Mit 18 Meter Länge und 9 Meter Breite war diese Kirche sehr klein. Sie hatte einen 16, 5 Meter hohen Turm und war mit ihren bis zu 1 Meter dicken Außenmauern als massive und zufluchtssichere Wehrkirche geeignet. | |
1562 | |
Als erster ortsansässiger Pfarrer wird ein Simon Eyttel erwähnt, der ein gewöhnliches Bauernhaus mitbewohnt. Drei Jahre später kauft das Kloster ein Haus in der Dorfmitte und läßt es als Pfarrhaus herrichten: das heutige Steinbeishaus. | |
1577 | |
Der heutige Taufstein wird errichtet. | |
1591 | |
Als erster evangelischer Pfarrer wird Magister Israel Rehelin eingesetzt. | |
1610 | |
Die am alten Kanzelzugang eingemeißelte Jahreszahl deutet auf einen Umbau hin. | |
1622 | |
Im Dreißigjährigen Krieg verursacht eine plündernde Abteilung von Kroaten einen Brand, der den ganzen Ort angeblich bis auf ein Haus vernichtet. Die Kirche brennt ebenfalls bis auf einige Mauerreste der Ost- und Südwand ab. | |
um 1690 | |
Die Kirche wird wieder aufgebaut, zum Teil unter Verwendung alter Mauerreste der Ost- und Südwand. | |
1748 | |
Die Kirche wird umgebaut und erweitert. | |
1881 | |
Der Turm wird neu gebaut und insbesondere erhöht, da die Glocken und das Schlagen der Turmuhr nicht im ganzen Ort zu hören waren. | |
1962/63 | |
Die Kirche wird unter Leitung des Ulmer Restauratoren Ehepaares Hammer-Fleck innen renoviert: Die nördliche Empore wird um drei Meter gekürzt, um Platz für die neue Orgel zu erhalten und dem Altarraum mehr Licht zu geben. Der Altarraum wird unter Einbeziehung historischer Fundstücke neu gestaltet. Die Sitzbänke werden erneuert und darunter eine elektrische Infrarotheizung eingebaut, die den alten Ofen ersetzt. |