Lesepredigt zum Ostermontag, 4. April 2021

von Prädikant Heinz Frankenberger

(Petrus verkündet im Haus des Kornelius die Gute Nachricht.)

34 Petrus begann zu sprechen: »Jetzt begreife ich wirklich, dass Gott nicht auf die Person sieht!

35 Wer ihn ehrt und das tut, was vor ihm recht ist, den nimmt Gott an – ganz gleich, aus welchem Volk er stammt.

36 Diese Botschaft hat Gott seinem Volk Israel gesandt. Er hat ihm die Gute Nachricht verkündet, dass er Frieden gebracht hat –durch Jesus Christus, der Herr ist über alle Menschen!

37 Ihr wisst doch, was im ganzen jüdischen Land geschehen ist: Alles begann in Galiläa, nachdem Johannes zur Taufe aufgerufen hatte.

38 Damals hat Gott Jesus von Nazaret mit dem Heiligen Geist gesalbt und ihm Kraft geschenkt. Wo immer Jesus hinkam, tat er Gutes. Er heilte alle, die der Teufel in seiner Gewalt hatte. Denn Gott stand ihm bei.

39 Und wir sind Zeugen für alles, was er im jüdischen Land und in Jerusalem getan hat. Zuletzt hat man ihn an den Holzbalken gehängt und um-gebracht.

40 Aber Gott hat ihn am dritten Tag auferweckt und ihn als Lebenden erscheinen lassen –

41 allerdings nicht vor dem ganzen Volk, sondern vor Zeugen, die Gott im Voraus bestimmt hat. Diese Zeugen sind wir, die Apostel. Wir haben mit ihm gegessen und getrunken, nachdem er von den Toten auferstanden war.

42 Uns hat Gott auch beauftragt, dem Volk zu verkünden und zu bezeugen: Gott hat Jesus zum Richter über die Lebenden und die Toten eingesetzt.

43 Ebenso bezeugen alle Propheten von Jesus: Durch die Macht seines Namens werden allen, die an ihn glauben, ihre Sünden vergeben.«

 

Liebe Leserin, lieber Leser!

 

Wer Gott ehrt und das tut, was vor ihm recht ist, den nimmt Gott an – ganz gleich, aus welchem Volk er stammt.

So beginnt die Predigt des Petrus im Haus des römischen Offiziers Cornelius, die Sie vorhin als Lesung gehört haben.
In wenigen Sätzen hat Petrus zusammengefasst, was es über Jesus von Nazareth, der der Christus Gottes ist, zu sagen gibt.

1 a. Wer Gott ehrt und das tut, was vor ihm recht ist, den nimmt Gott an – ganz gleich, aus welchem Volk er stammt.
       Das ist Gottes Botschaft an das Volk Israel, seine Gute Nachricht, sein Evangelium.
1 b. Überbracht hat die Botschaft Jesus, der hier schon der Christus genannt wird.
1 c. Jesus Christus ist der Herr über alle Menschen. Wir können heute sagen: Der einzige wahre Herr über alles.
2. Johannes hat Jesus getauft, und damit hat Jesus „als Gottes lieber Sohn“ Gottes Geist und Kraft bekommen.
3. Jesus hat überall Gutes getan und geheilt, mit Gottes Hilfe.
4. Er wurde gekreuzigt (und ist gestorben und begraben).
5. Gott hat ihn auferweckt. Er hat ihn als Lebenden erscheinen lassen.
6. Wir – zum Beispiel Petrus und die Jünger – sind Zeugen.
7. Wir haben den Auftrag zu verkünden, dass er – Christus – Richter über alles ist. Und damit ist er auch Herr über alles. (Von moderner Gewaltenteilung hat Petrus noch nichts gewusst.)
8. Der Name Jesus steht für die Person Jesus, also: „Durch die Macht seines Namens“ bedeutet: Wer an Jesus und seine Macht glaubt, dem werden die Sünden vergeben. Der ist bei Gott angenommen.

Am Ostermontag ist natürlich immer noch am Wichtigsten: Gott hat Jesus auferweckt.

Wir übersetzen das in den Ausruf: Er ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!

Viele Menschen tun sich schwer mit diesem Ausruf. Viele bleiben an den Fragen hängen:

- Ob ein Toter auferstehen kann? Ist das möglich? Ist das unmöglich, weil es aller Erfahrung widerspricht?
- Ob die Frauen das Grab leer vorgefunden haben?
- Ob er wirklich seinen Jüngern erschienen ist und mit ihnen gegessen hat?
- Ob das nicht alles nur Fantasien sind, verständlich in der großen Erregung, in der die Gefährten Jesu waren?

Der Zweifel kann so groß sein, dass man sagen muss: Es kann nicht sein! Und damit ist alles hinfällig, was da von Christen, von Pfarrern, Theologen, Laien gepredigt wird.

Es kann nicht sein! Es ist gegen alle Erfahrung, die die Menschheit hat.

Für Gläubige habe ich die Osterbotschaft: Er ist auferweckt.

Habe ich eine Osterbotschaft für Zweifelnde?
Was kann ich Menschen mitgeben, die mit dem Glauben an die Auferstehung nichts anfangen können, weil sie an den Fragen von eben hängen bleiben müssen?
Ich hoffe, Sie werden nicht den Eindruck haben, dass ich mich herausmogeln will.
Fakt ist: Ich kann Ihnen nichts beweisen.
Ich möchte stattdessen hinzeigen auf Petrus‘ Satz:

Gott hat ihn am dritten Tag auferweckt.

Man müsste in der Osternacht eigentlich rufen:
Gott hat ihn auferweckt. Gott hat ihn wahrhaftig auferweckt. Es ist ja Gottes Tat!

Jesus hatte das Reich Gottes verkündigt und gepredigt: „Das Reich Gottes ist nicht nur nahe herbeigekommen, es hat schon begonnen! Ein Kennzeichen ist, dass ihr Leute nicht nur von der Liebe Gottes hören könnt, sondern ihr könnt sie daran erleben, wie ich Jesus, euch Liebe erweise und mich euch zuwende und wie Menschen, die mir vertrauen, euch Liebe erweisen und sich euch zuwenden.“

Jesus wurde für diese Botschaft und für sein Tun umgebracht, aber das, was er von Gott verkündigt hat, wurde nicht getötet.

Die Jüngerinnen und Jünger als erste Zeugen erfuhren, erlebten, dass

Jesu Leben, Tun, Leiden und Tod nicht Irrtum und Niederlage waren.

Sondern Gott hat ihnen offenbart – und sie haben’s angenommen – und so können wir’s heute auch hören:

Was wir von ihm erfahren haben, was uns bewegt hat und verwandelt hat, das kann jetzt uns und auch euch in Bewegung setzen für die Mitarbeit am Reich Gottes. Wer das alles mit Jesus erlebt hat, auch wer davon gehört hat, der muss davon reden und begreifen: Jetzt sind wir dran!

Die Sache Jesu geht weiter! Anders als vorher. Jesus hat’s uns gesagt, wie es weitergehen kann mit dem Reich Gottes – und jetzt sind wir dran, wir Jüngerinnen und Jünger, wir Christinnen und Christen über die Jahrhunderte hinweg.

Ja, auch wir Zweifler sind sehr wohl gemeint! Wir sind dran, von der unbedingten Liebe Gottes zu erzählen und in dieser Liebe zu leben und die Liebe zu leben.

Wie soll das denn gehen?, fragen sicherlich viele.

In einem Lied hat der Pfarrer Reinhard Bäcker (*1939, + 2003) das, was da erzählt und gelebt werden soll, „Osterspuren“ genannt. Osterspuren – das sind Spuren, die uns sehen und erleben lassen können, was es bedeutet, dass Jesus der Christus der Herr von Gottes Welt ist.

 

EG 551

1. Wo einer dem andern neu vertraut und mit ihm eine Brücke baut,
    um Hass und Feindschaft zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden.

2. Wo einer am Ende nicht verzagt und einen neuen Anfang wagt,
    um Leid und Trauer zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden.

Kehrvers Wo einer im Dunkeln nicht verstummt, sondern das Lied der Hoffnung summt,
um Totenstille zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden.

3. Wo einer das Unrecht beim Namen nennt und sich zu seiner Schuld bekennt,
    um das Vergessen zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden.

4. Wo einer das Unbequeme wagt und offen seine Meinung sagt,
    um Schein und Lüge zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden.

5. Wo einer gegen die Strömung schwimmt und fremde Lasten auf sich nimmt,
    um Not und Leiden zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden.

6. Wo einer dich aus der Trägheit weckt und einen andern Weg mit dir entdeckt,
    um hohe Mauern zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden.

Das ist meine Osterbotschaft für Zweifler und für Glaubende.

Amen

Heinz Frankenberger

Prädikant im Kirchenbezirk Mühlacker